Die Akademie für kritische Wissenschaftskultur

Hintergründe

Die akademische Kultur verändert sich seit jüngerer Zeit merklich auf verschiedenen Ebenen. Diese Veränderungen betreffen sowohl akademische Institutionen, als auch die damit in Beziehung stehenden Denkweisen. Dieser Transformationsprozess lässt sich auf den ersten Blick mit einer «Ökonomisierung der Wissenschaft» beschreiben. Er ist dadurch geprägt, dass die Wissenschaft immer stärker der Logik eines Marktes folgt. Diese Marktlogik setzt gewisse Wertvorstellungen voraus und konstituiert diese zugleich. Nicht nur die Vorstellung von dem, was als gute Wissenschaft gilt, verändert sich. Sondern die derzeitig allgemein akzeptierte Antwort auf diese Frage folgt vielmehr einer problematischen, selbstreferenziellen Logik. Selbstreferenziell ist sie, weil Wissenschaftlerinnen verstärkt Artikel aus populären Journalen rezitieren, in der Hoffnung, dass ihre Artikel hierdurch eher veröffentlicht werden und der eigene Wert als Akademikerin damit steigt. Problematisch an der beschriebenen Entwicklung ist, dass…

  1. … die Fragen, was gute Wissenschaft ist und was gute Wissenschaft sein soll, entweder gar nicht mehr gestellt werden oder (noch fundamentaler) nicht mehr als relevante und legitime Fragen betrachtet werden, da ihre dezidierte Beantwortung gar nicht möglich scheint. Was gut sei, bestimme eben der (akademische) Markt. Hohe Impact-Werte bürgen für sich selbst.
  2. … die Fragen nach Qualitätskriterien guter Wissenschaft speziell im sozial- und humanwissenschaftlichen Bereich an viel kritisierte und dennoch kaum abgelehnte Quantifizierungsoperatoren delegiert wird. Diese bestehen aus Impact-Faktoren, eingeworbenen Drittmitteln und weiteren „Erfolgs-“ Indizes des wissenschaftlichen Publikationsmarktes. Gute Wissenschaft ist entsprechend dieser Operatoren das, was (im Markt) quantitativ am meisten Aufmerksamkeit generiert. „Qualität“ in der Wissenschaft wird auf diese Weise durch einen selbstreferenziellen Marktmechanismus bestimmt.

Die Akademie für kritische Wissenschaftskultur sieht durch diese Entwicklungen den Kern dessen bedroht, was im Sinne eines aufklärerischen Bildungsideals als freies, in sich wertvolles „Wissen-Schaffen“ autonomer Akteurinnen verstanden werden kann. Denn durch die beschriebenen Mechanismen werden die Möglichkeiten einer fundamentalen, kritischen und differenzierten Auseinandersetzung mit der Schaffung von Wissen massiv erschwert. Diese existentiell kritische Lage der gegenwärtigen Wissenschaftskultur bildet den Ausgangspunkt für die Gründung der AkW.